Freitag, 12. Juli 2013

week 21 - 28

Nunja wo soll man nun anfangen.
Ich hab mich mal wieder lange Zeit nicht gemeldet, das tut mir unheimlich leid.
Aber die letzten Wochen ist so vieles passiert.
Nach wie vor bestand ja noch das Bewerbungsproblem, das keinesfalls kleiner wird wenn man sich in einem anderen Land aufhält, aber nochmal ein halbes Jahr zu Hause sitzen und das Wintersemester verpassen, nur weil man hier in England noch so einige Hindernisse mehr zu überwinden hat (die unzuverlässige Royal Mail z.B.) schien mir nicht besonders sinnvoll.
Nun hatte ich endlich alle abgesendet und anschließend auf Zu- bzw. Absagen gewartet.
Für alle zukünftigen Au Pairs die das hier jetzt lesen, Au Pair zu sein bringt auch sehr viel weiter was eure Jobwahl betrifft.
Geht man z.B. ins Ausland mit dem Gedanken, 'oh ich möchte später gerne einmal Kunstlehrerin an Gymnasien werden, da bringt mich meine Au Pair Zeit sicher weiter!', kommt man wieder nach Hause mit dem Gedanken 'was zum Teufel habe ich mir dabei nur gedacht? Lehrerin? Verrückt müsste man sein!'. Kurze Zeit ist man dann noch verwirrter, weil man den Großteil seine Pläne über den Haufen geschmissen hat, dann jedoch setzt man andere Prioritäten. Plötzlich glaubt man den Leuten die immer gesagt haben 'geh nicht von den späteren Einkünften aus, denk darüber nach was du wirklich gerne und gut machst, denn wenn du mit Herzblut dabei bist, dann bist du später auch einmal gut in deinem Job und verdienst ganz von alleine!'. Mein Fotografielehrer hat mir das in meiner letzten Stunde eingetrichtert und somit habe ich mich einfach für Kunstgeschichte beworben, dem wohl aussichtslosesten Studiengang Deutschlands (doch in England sind die Aussichten viel besser was diese Sparte angeht!).
Außerdem ging eine Bewerbung nach Coburg für den Studiengang Innenarchitektur und vor ungefähr zwei Wochen kam zu Hause in Deutschland doch tatsächlich eine Einladung für eine Eignungsprüfung dort an.
Allerdings vor meiner geplanten Abreise.
Zwei Tage danach habe ich den Flug nach Hause umgebucht.
Und jetzt die News für alle die es noch nicht wissen: In 4 Tagen betrete ich wieder deutschen Boden!
Exakt eine Woche früher, was natürlich hieß, dass ich mich auch schneller darauf einstellen musste. Kein Problem, denn schon seit Wochen wurde mein Geduldsfaden immer dünner was die Kinder und meine Gastfamilie betrifft, dachte ich zumindest, allerdings habe ich dabei vergessen, dass ich England aus ganzem Herzen liebe - ihr wisst schon, Inselbabys und so!
Das fällt mir nun 4 Tage vor der Abreise besonders auf. Oxford Lebewohl zu sagen fällt mir besonders schwer, deshalb mache ich dieses Wochenende noch einmal ein Extrem-Oxford-Wochenende. Morgen geht es erst einmal alleine in die wunderbare Stadt um noch einige Besorgungen zu erledigen, Sonntag geht es nochmal mit zwei Au Pairs auf Touristentour und Montag lasse ich meine Zeit in England noch einmal mit Judith in der Studentenstadt ausklingen.
Wenn ich dann jedoch wieder an all meine Leute zu Hause denke und nun endlich wieder fragen kann 'was steht nächstes Wochenende so?', dann rührt mich das zu Tränen.
Besonders schräg habe ich mich allerdings gestern benommen. Meine liebe Mum hat mir erzählt, dass es gestern Pute mit Frischkäse und Schnittlauch gab, das hat so unheimlich lecker geklungen, dass ich doch glatt zum weinen angefangen habe. Ich freue mich so unheimlich auf das deutsche Essen!

Aber nur weil ich nicht mehr auf der Insel lebe, soll nicht heißen, dass ich euch nicht mehr mit lustigen Geschichten versorge!
Alles was mir so über die faszinierende Schrägheit der Engländer einfällt wird niedergeschrieben. Und wer weiß, vielleicht entsteht daraus auch bald einmal ein Buch und ich muss gar nicht mehr als arme Kunstgeschichtestudentin enden?

Nun fieber ich aber doch erst einmal meine letzten vier Tage auf die Geburt des Thronfolgers/der Thronfolgerin hin währen ich meinen Koffer endgültig fertig packe!

Vielleicht lesen wir uns noch einmal auf der Insel, aber mit großer Wahrscheinlichkeit dann schon wieder auf dem Festland meine Lieben.
Drückt mir die Daumen was mein Kofferübergewicht angeht!

Love,
 Lisa

Donnerstag, 6. Juni 2013

week 15 - 20

Sechs Wochen, die unheimlich viele Geschichten beherbergen.

Die Mädls und ich waren auf einem der wunderbarsten Konzerte der Erdgeschichte - ja natürlich sagt man das von jedem Konzert sobald man die Halle oder das Konzertgelände verlässt, aber Rudimental rockt! Und wer das noch nicht weiß, der sollte unbedingt mal Probehören!
Extase pur, bei gefühlten 100°C sprangen, sangen und grölten ca 300 Menschen in der O2 Academy. So schnell werde ich das nicht vergessen!

Den Samstag darauf pilgerten wir wieder in die O2 Academy, es schien für uns als hätten wir den einzigen tauglichen Schuppen in ganz Oxford entdeckt. Dieses Mal war Indie-Night mit insgesamt drei DJs die größtenteils unseren Geschmack trafen. Auch der ein oder andere nicht-DJ traf an diesem Abend meinen Geschmack, nur scheiterte es hier an Hörverstehen und Nüchternheit (letzteres nur auf Seiten des männlichen Konversationspartners).
Hey!
Hi!
Would you all like to ... .... ....?
Sorry?
Would you like to ... .....?
Von meiner Seite dieses Mal wieder verständnisloses Kopfschütteln und erneut ein 'sorry?'
Von seiner Seite eine Gestik, er formte mit Daumen und dem Rest der Finger eine Art Loch und führte sie mehrere Male zum Mund. Aaah er will uns zu einem Glas einladen!
Der Rest der Konversation verlief nicht gerade erfolgreicher.
Wh... ...... ....... ... ....?
Sorry?
I asked ... ...... ...... ....?
You want to know where we are from? (wild geraten)
Sorry?
Did you asked where we are from?
Nooo!
Sorry I really can't hear anything of what you're saying!
Sorry?
What exactly did you just say?
- Herrgott kann denn mal jemand diese Musik leiser stellen? -
I have no idea!
Jetzt kam ich alledings nicht mehr mit, er hatte keine Ahnung was er da gerade von sich gab? Interessant!
Ich zog mein Handy, denn langsam wusste ich keinen anderen Ausweg mehr als via Text zu kommunizieren.

Me: So that's why we can't understand you, because you don't have any idea what you are saying?

Er nahm mir mein Handy aus der Hand und versuchte mit wackelnden Fingern einen Text einzutippen, nach ca. 2 Minuten hielt er es mir wieder vor die Nase.

He: It's because I'm not confident.

Alleine drei Mädchen ansprechen und dann nicht selbstbewusst sein? Was war denn mit dem los?

Me: I don't believe that!

Da grinste er mich schief an. Dann standen wir da und glotzen alle vier, bis mir einfiel, dass mal wieder niemand nach dem Namen gefragt hat, war mir egal ob er ihn mir verraten will oder ob er unsere wissen möchte.

Me: By the way, what's your name?

He: Benjamin or Ben if you want to.

Me: Nice, well that's Judith (ich zeigte mit dem Handy auf Judith), that's Anna (ich zeigte mit dem Handy auf Anna) and I'm Lisa.

He: Nice to meet you all.

Schließlich standen wir noch etwa 5 Minuten beinah Schweigend herum bis um 3 Uhr morgens alle nach Draußen mussten, denn Englands Clubs machen dann dicht.
Nett, naja immerhin wussten wir jetz seinen Namen und dass er meint er wäre nicht selbstsicher.
Ungefähr so spielen sich 'Kennenlernszenarien' zwischen Au Pairs und dem jungen männlichen Volke Englands ab. Unlustig und relativ unspannend.


Am selbigen Wochenende fand in Oxford ein Holifestival statt, kein großes spektakuläres, aber immerhin, man kann mit Farbe schmeißen! Reichlich nass und farbig, von Kopf bis Fuß, von den Schuhen bis zur Unterhose kamen wir wieder zu Hause an, überglücklich, denn die Sonne war auf unserer Seite und wie oft hat man schon die Gelegenheit sich Farbe ins Gesicht zu werfen?
Als ich um die Ecke zu meiner Wohnung bog kam mir Jamie und Tom, mein Gastvater entgegen.
Wow Lisa what happened to you?
Oh sieht es denn wirklich so sehr nach Unfall aus?
Ich erklärte ihm, dass ich auf einem Holi/Farbfestival gewesen sei während Jamie die ganze Zeit mit offenem Mund neben uns stand.
Oh really? I've been to a Holifestival too once, when I lived in India for a year. You really shouldn't mind getting wet and dirty all over if you join one.
Wow, das hätte ich ja nicht gedacht, Tom auf einem echten indischen Farbfestival, darum werde ich ihn jetzt wohl auf Ewigkeiten beneiden!
Do you want a cup of tea? Do come in!
Etwa so? Über und über mit Farbe bekleckert und eingestaubt? Ja wieso nicht!
Da saß ich dann also mit Tom und Jamie in der Küche mit blauer Kriegsbemalung im Gesicht, gelb gesprenkelten Haaren und grünen Fingern bei einer Tasse Tee und einem Stück Lemondrizzle.
Ich frage mich noch immer wie Tom ein ernsthaftes Gespräch mit mir führen konnte während er in mein kunterbuntes Gesicht geblickt hat, die englische Höflichkeit ist mir ein Rätsel!

Was gibt es sonst noch so zu erzählen.
Aber natürlich! Mein Onkel und dessen Freundin waren zu Besuch, wenn auch nur für einen Tag. Es war so unheimlich schon wieder jemanden von zu Hause zu sehen und die (ihrer Meinung nach langweiligen) Neuigkeiten persönlich überbracht zu bekommen. Mit dem Linksverkehr hatte mein Onkel zumindest Anfangs so seine Zweifel. Plötzlich fanden sich er und sein Leihauto auf dem Motorway auf der rechten Spur, die er kurzerhand als 'Langsamfahrspur' erklärte und nicht als die eigentliche Überholspur. Der Lastwagen der auf der anderen Spur auf einer sehr schmalen Straße entgegenkommt wird sofort mit einem Panikanfall in 'der fährt in mich rein-fall' eingestuft 'aaaaah was macht der auf meiner Seite?!?!'
Aber nicht nur Onkel und Freundin waren hier.
Meine Eltern statteten mir für eine knappe Woche ebenfalls einen Besuch ab! Gott was hab ich mich darauf gefreut. Erst jetzt merkt man wie sehr man doch an seiner Familie hängt. Sicher, man ist unabhängiger, selbstständig, endlich 'erwachsen' geworden. Aber die Familie bleibt wohl immer ein Stück Zuhause.
Die meiste Zeit schien die Sonne (bis auf London das durften sie ganz klassisch im Regen erleben).
Zu mir muss man wissen dass ich immer eher heule wenn ich mich über etwas ganz unheimlich freue und nicht wenn ich traurig bin oder ähnliches. So versuchte ich also am Tag der Ankunft meiner Eltern ganz entspannt mit meinem Costa-Takeaway-ChaiLatte am Arrival-Gate zu stehen und mich an meinem Pappbecher zu klammern um nicht vor Freude tot umzufallen. Leider hatte ich immer wieder kleine negative Hintergedanken, den einen Abend bevor ich nach Stansted aufgebrochen bin kam von meiner Gastmum noch eben eine SMS
'du arbeitest jetzt aber schon wenn deine eltern kommen oder hab ich das falsch verstanden?'
MOMENT! Arbeiten, wenn meine Eltern kommen? Wieso sollten dann meine Eltern kommen, wenn ich wieder den ganzen Tag keine freie Minute hab?
'nein du hast mir doch damals für alle termine frei gegeben die ich dir genannt hab, da war der für den besuch meiner eltern auch dabei, aber wenn du möchtest kann ich die kinder morgen zur schule bringen und vormittag auch noch alle arbeit erledigen, das gleiche gilt für freitag'
denn ich wollte ja mal nicht so sein! Das hat sie schließlich auch in Anspruch genommen, aber meine Güte, wo steckt da der Sinn dahinter, arbeiten wenn ich schon seit 5 Monaten arbeite und ich gern mal meine Familie wieder sehen würde? Manchmal scheint mir die Verplantheit meiner Gastmum ziemlich auf die Nerven zu gehen.
Als dann also meine Eltern ankamen musste ich mir gehörig die Tränen verdrücken, denn schon allein wieder jemanden bayrisch reden zu hören, das treibt einem das Wasser in die Augen! Papa hat Bier mitgebracht, Mama frisches Bauernbrot vom Bäcker, noch dazu wurde mir die neue NEON-Ausgabe in die Hand gedrückt. Ach wie schön, ein kleines Stück Zuhause!
In meinem englischen Zuhause angekommen hat schon das nächste Hinderniss auf uns gewartet, die Besitzer des Pubs in dem mein Dad und mein Bruder übernachten sollten sind sang und klanglos verschwunden, am Telefon war niemand zu erreichen und keine Menschenseele wusste wieso das Pub geschlossen hatte. Das erste was also erledigt wurde war eine neue Unterkunft zu suchen, so ganz oldschool, herumfahren und fragen! Meine Familie war völlig begeistert von der Hilfbereitschaft der Engländer und schließlich haben wir eine wunderbare Unterkunft für nicht mehr als 10 Pfund mehr pro Nacht gefunden, was eine ziemliche Herausforderung in Oxfordshire darstellt!
Wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander, Oxford, London, Dorchester, zwei Herrenhäuser des National Trusts, Henley on Thames, ein englischer Flohmarkt (bei deim ich doch glatt meine zweite Beatlesplatte abgestaubt habe!), Fish&Chips, Cider, und noch vieles mehr habe ich ihnen vorgesetzt und ausnahmslos alles (bis auf das englische Bier das uns meine Gasteltern netterweise geschenkt haben und ich selbst nicht mag) fand alles großen Anklang bei meinen Eltern.
So ganz unter uns, ich bin so erleichtert, dass sie nun endlich verstehen wieso ich mich so in dieses Land verliebt habe und es jetzt als meine zweite Heimat bezeichne!
Meine Mum möchte unbedingt wieder kommen, was ich ihr als ihre auserwählte Begleiterin und Übersetzerin mit Sicherheit nicht ausschlagen werde. England kann in Zukunft sowieso öfter mit mir rechnen!

Was auch noch erzählt werden muss. Wir waren in Schottland! Edinburgh und Loch Ness darf ich nun auch stolz in mein Fotoalbum kleben.
Gott was ist Edinburgh schön! Beeindruckende Architektur, nette Menschen, der Whisky ist angeblich gut (was auch immer wir da bestellt haben war es nicht!), das Hostel einfach toll (Caldonian Backpackers meine Lieben!!), die Sehenswürdigkeiten und kostenlosen Führungen/Eintritte etc. einfach megapraktisch, die Stadt ohne öffentliche Verkehrmittel wunderbar zu Fuß erkundbar, die Ghostwalks das Geld wert und das Elephant House - ja was soll ich sagen, ich weiß wieso J.K. Rowling es zu ihrem Stammcafe auserkoren hat, die heiße Bounty Schokolade, die solltet ihr unbedingt probieren! In jedem Tisch in diesem Cafe sind kleine Schübchen in denen Papier und Stift versteckt ist, also los, schreib deine eigene Geschichte!
Mit dem Bus ging es dann 4 Stunden nach Inverness, übermannt von der Müdigkeit (die sich auch wie ein roter Faden durch den Rest der Reise gezogen hat, gekoppelt mit Kreislaufproblemen - nein wirklich, ich wusste nicht dass einem 3 Tage durchgehend übel sein kann, jetzt allerdings schon!) liefen wir durch die eher verlassene Stadt. Wenn man auf Schottlands Landkarten schaut dann denkt man sich ja schon, dass es eher dünn besiedelt ist, aber dass es so schlimm ist hätten wir ja nicht gedacht. Von Inverness wären es ca 8 Meilen zum Loch Ness, aber dass da mal durchgehend für Rucksacktouristen ein Bus gehen würde? Denkste! Lasst euch eins gesagt sein, wollt ihr stressfreien Urlaub, mietet euch ein Auto (zumindest wenn ihr länger als 2 Tage in den Highlands bleiben wollt), ansonsten ist es machbar, aber wehe jemand verirrt sich auf dem Busfahrplan!
Von einem Bus in den nächsten stürmten wir am Monat schließlich von Urquart Castle am Loch Ness mitten im Nirgendwo in den Highlands nach Oxford und somit nach Hause (Zwischenstopps: Loch Ness Urquart Castle - Inverness - Edinburgh Bus Station - Edinburgh Train Station Bus Station - Edinburgh Airport - Flieger nach Gatwick (puh das war knapp, gerade so geschafft) - London Gatwick Bus Station (wiederrum, ganz schön knapp, die bösen Blicke des Fahrers liesen uns das auch merken) - Oxford Thornhill Park&Ride - mit dem Auto nach Hause - Bett (3 Uhr Morgens)
Um 6.30Uhr morgens rief mein Wecker mich wach  'Lisa verdammt nochmal, überwinde deinen inneren Schweinehund und deine mordsmäßige Übelkeit! Jetzt wird nicht mehr geschlafen, die Kinder müssen schließlich in die Schule! Scheißegal wie du die Augen offen halten willst, das interessiert jetzt keinen!'
Aber was soll ich sagen, all das, die Übelkeit, die Müdigkeit, der Stress und der Zeitdruck, das war es wert, allemal!

Die liebe Anna (nicht mein Gastkind, sondern das Au Pair) hatte in den 6 Wochen ihren 20. Geburtstag (ja diese zwei Ziffern werden mir hier in England auch noch zum Verhängnis), gefeiert wurde das nicht nur mit einem Mädlsabend bei dem uns Judiths Freud (zu der Zeit auch zu Besuch) gütigerweise beiwohnen durfte, sondern auch mit einem Besuch im Harry Potter Filmstudio! Auch hier lasst euch gesagt sein, die 29 Pfund, die sind es wert! Was für ein Spaß in der Winkelgasse zu gehen, die Mützen im Souveniershop aufzusetzen und Minutenlang darauf zu warten, dass der Sprechende Hut nun endlich dein Haus verkündet! In der großen Halle zu stehen, um ein ziemlich imposantes Model von Hogwarts zu spazieren und all die Special Effekts zu durchschauen! Ein riesen Spaß! Wenn ich das jetzt so schreibe, dann bekomm ich gleich wieder Lust mir einen Harry Potter Film reinzuziehen, denn wie heißt es noch so schön? Hogwarts will always be there to welcome you home!

Von den Geschehnissen die nun schon etwas zurück liegen zu denen der letzten Tage.
Seit einer Woche mache ich nun schon extrem-Mappengestaltung, denn so eine Design-Bewerbung erledigt sich ja nicht von selbst. Sicher wäre sie um einiges besser geworden wäre ich stressfrei zu Hause gesessen, aber ich wusste worauf ich mich hier einlasse (dachte ich zumindest). Einfach ist es nicht alle Bewerbungen von einem anderen Land aus zu verschicken (vergesst mir ja die Unterlagen und beglaubigten Zeugnisse nicht, ihr, die Generation-Au-Pair-2014!), aber trotzdem machbar, plant nur genug Zeit ein, denn so ein Au Pair Aufenthalt verändert euch und plötzlich seid ihr euch so gar nicht mehr sicher was ihr denn nun mit dem Rest eures Lebens anstellen wollt.

Vorgestern und Gestern kamen dann auch schließlich unsere Festival- und Fährentickets an. An dieser Stelle ein lauter Freudenschrei! Isle Of Wight wir kommen! Summer Of Love! Sex, Drugs & Rock'n'Roll! Make Love Not War! Peace! Whatever! Ein gelungener Abschluss unseres Au Pair Aufenthalts ist vorprogrammiert! Dürfen wir nur noch hoffen, dass die Wettervorhersagefuzzis sich nicht gehörig mit ihrem Sonnenschein getäuscht haben!
Jetzt fehlt uns nur noch ein Zelt!

Dieses Wochenende geht es nochmal nach London um auf der Portobelloroad noch Festivalgerechte Vintagesachen abzustauben (für Anna leider der letzte Londonbesuch, denn in 17 Tagen geht es für sie nach Hause, bei Judith und mir ist es noch exakt ein Monat mehr) und auf einen endgültigen Festivalshoppingtrip bei Asda und Poundland! Unser Motto, können wir das mit einem sehr kleinen Budge schaffen? - Jo wir schaffen das!

Und langsam, liebes Deutschland, dürft ihr euch jetzt darauf einstellen, dass ich bald wieder zurück bin, wenn also jemand ein ziemlich verwirrtes, rothaariges, weibliches Geschöpf sieht, das verkehrt herum in den Kreisverkehr fährt, dann bin das ich! Und bitte, habt etwas Nachsicht mit mir!

In diesem Sinne,
wir lesen uns!

Mittwoch, 24. April 2013

week 14

Wieder einmal ist eine Woche vergangen.

Die Sonne hat sich nun endgültig dazu bereit erklärt die Welt ein bisschen fröhlicher zu machen und scheint was das Zeug hält.
Ich sitze gerade bei offenem Fenstern auf der Couch, neben mir liegt Oscar (der Kater) und schläft.

Apropos offene Fenster, eigentlich sollte ich es schließen. Ich habe die letzte Zeit nämlich nicht nur Besuch von Oscy sondern auch von etwas kleineren Tierchen mit 8 Füßen. Dicke, schwarze Spinnen die es sich in meinem Bett, in meinen Hosen, auf meinem Sofa oder auch über der Eingangstür gemütlich machen. Ich hoffe auf ein baldiges Verschwinden dieser Zimmergenossen, da ich sie nicht besonders leiden kann (beruht scheinbar nicht auf Gegenseitigkeit, sonst hätte ich nicht so viele zu Besuch) - ich versuche mir trotzdem weiter die Frage zu beantworten woher sie kommen, was sie in meinem Zimmer zu suchen haben und wieso es plötzlich so viele sind. Hat irgendjemand Ideen?

Gott sei Dank sind Spinnentiere nicht die einzigen Tiere die mich so umgeben. Jetzt, da das Wetter schöner ist gehe ich des öfteren mit den Vierbeinern auf Wanderschaft. Nein nein, keine Hunde, die besitzt meine Gastfamilie (noch) nicht - demnächst werden hier immerhin noch Enten oder ein Pfau angeschafft, bald mach ich hier nen Streichelzoo auf. Dereck und Star sind Ponies und brauchen mehr Auslauf als sie bisher von ihren Besitzern bekommen (ich hab das Gefühl meine zwei Gastschwestern haben nur Ponies um eben Ponies zu haben und die einzige die sich ernsthaft für die zwei Hübschen interessiert ist meine Gastmum die damit ihren 'Nicht-Ponie-Besitz' ihrer Kindheit ausgleichen will, das jedenfalls meint Tom mein Gastdad), deswegen nimm ich sie jetz öfter mal an die Leine - ahm die Ponies nicht meine Gastmum. Ich bin die letzte Zeit leider etwas von Heuschnupfen geplagt, habe jedoch festgestellt, dass ich nicht die einzige bin, Star niest auch kräftig mit - und während wir zwei Frauen so vor uns her hecheln stolpert Dereck mit seinen kurzen Beinchen neben uns her und schüttelt ab und zu seinen Kopf, irgendwie habe ich manchmal das Gefühl das macht er nicht um lästige Fliegen zu verscheuchen sondern weil er sich über uns lustig macht.

Von vier Hufen zu den vier Pfoten die neben mir liegen. Es gibt ja bekanntlich ziemlich dumme Katzen, jedoch habe ich noch nie eine so verpeilte Katze wie Oscar getroffen. Manchmal bin ich wirklich nur angenervt, manchmal belustigt, aber irgendwie macht ihn das ja auch ziemlich liebenswert.
Ich glaube ich habe euch die mega-Oscar-Geschichte auch noch gar nicht erzählt.
Nunja ich denke jedenfalls Oscar hat dabei eines seiner 7 Leben aufs Spiel gesetzt.
Wo fange ich am besten an.
Meine kleine Wohnung hat ein ziemlich steil abfallendes Dach und 4 schräge Dachfenster (kein Fenstersims); und natürlich klappe ich des Öfteren 2 davon auf um auch mal Durchzulüften. Na könnt ihr es euch schon denken?
Zu Oscar muss man wissen, dass er unheimlich gern eine gute Aussicht genießt, ob das nun auf dem Fensterbrett ist, auf der Dunstabzugshaube, Beli's Hochbett, dem Treppengeländer oder auch meinem schmalen Streifen Fensterrahmen. Ihm beizubringen, dass er zu mollig dazu ist um seinen Po auf ebenjenem schmalen Streifen zu platzieren schlug schon einige Male fehl, jedoch ging nie etwas schief und ich gab es irgendwann auf. Vor einigen Wochen klopfte Oscar dann wieder an meiner Tür (Katzenklopfen eben - quietschende Pfoten auf Glas die um Einlass betteln) und ich lies ihn mein Zimmer erkunden während ich den Abwasch erledigt habe. Natürlich habe ich währenddessen nicht bemerkt, dass Oscar mal wieder die Aussicht genießt. Kurz bevor ich den Stöpsel aus dem Abfluss ziehen wollte höre ich plötzlich ein hecktisches Kratzen, dann ein Schlittern und ein erschrockenes Miauen anschließend noch eine klappernde Regenrinne. Ich sah mich im Zimmer um, fand aber keinen Oscar, dann bemerkte ich das offene Fenster, sah aber wiederum keinen Oscar. Hektisch rannte ich Richtung Öffnung und prüfte, ob er sich vielleicht noch auf dem Dach befand, vielleicht saß er ja in der Regenrinne! Aber auch dort kein Oscar, nur einige Kratzer auf den Ziegeln, Ergebnis eines verzweifelten Versuchs sich trotzdem noch festzuhalten.
Mir stieg das Blut in den Kopf und mir wurde plötzlich unheimlich heiß als ich so schnell ich konnte in meine Gummistiefel schlüpfte. Ich stellte mir Oscar schon platt wie ein Pfannkuchen am Boden vor, oder schwach atmend während seine Füße in alle Richtungen abstanden.
Ich riss die Tür auf und setzte meinen Fuß schon auf die erste Stufe als ich Oscar unten am Treppenabsatz sitzen sah, kläglich miauend und sich darüber beschwerend, dass ich ihn aus dem Fenster hab fallen lassen.
Kopfschüttelnd und grinsend stand ich oben, er miauend unten an der Treppe. Er lies sich schließlich auch noch von mir zu einer Schüssel Versöhnungsmilch überreden, aber auf dem Fensterrahmen habe ich ihn seitdem nicht mehr sitzen sehen.

Oscar von seiner Schokoladenseite


Von den beiden Meerschweinchen kann ich euch leider keine lustige Geschichte erzählen, die sind reichlich unspektakulär, von den Enten bzw. dem Truthahn erwarte ich auch nicht sonderlich viel, außer, dass sie vielleicht überall hinkacken und ich das Auto nicht nur 2x im Monat sondern 4x im Monat putzen muss.

Was gibt es sonst noch für Neuigkeiten.
Heute Abend gehe ich das erste Mal seit langem wieder zur Schule. Ein 10-wöchiger Fotografiekurs im Henley College. Ich bin schon sehr gespannt was ich da so zu Stande bringe.
Ansonsten - Edinburgh ist gebucht, jetz müssen noch die Highlands geplant werden. Isle of Wight wird demnächst in die Hand genommen, sobald ich wieder etwas Geld in meinen Hosen-, Jacken- und Handtaschen finde.

Wir lesen/schreiben uns!

Love,
 Lisa


Montag, 15. April 2013

week 9 - week 13

Seit einigen Wochen habt ihr nun schon nichts mehr von mir gelesen, dafür möchte ich mich erst einmal entschuldigen, aber die Zeit war ziemlich knapp und wenn denn mal Zeit war, dann fehlte die Muse.
Irgendwie tauchte die Schreibblockade immer öfter auf.

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass ich noch immer die beste Entscheidung getroffen habe.
Nur leider setzt nun auch bei mir eine kleine Depression ein. (Komischerweise geht es meinen beiden Au Pair Freundinnen ebenfalls so) Wir nennen es 'Frühlingdepression'.
Über Ostern waren 2 von uns (including me) alleine, da unsere Gastfamilien in den Urlaub gefahren sind. Und auch wenn wir den Ostersonntag wunderbar gestaltet haben (Ruderrennen in London - Oxford gegen Cambridge - Oxford hat gewonnen - yeeeah!) kam keine Osterstimmung auf. Der Schweinebraten von Oma fehlt, die Eiersuche, der Osterstollen, die Familie die zusammen sitzt. Es entsteht zwar kein Heimweh, aber man fängt langsam an zu denken 'oh wie schön könnte ich es jetzt zu Hause haben'!
Leider war das nicht nur eine Phase von 3 Tagen oder weniger.
Wenn die Kinder wieder die ganze Arbeitswoche (jetzt in den Ferien auch noch den ganzen Tag lang, ohne Schulunterbrechung) streiten und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, man am Wochenende kein Geld hat um Ausflüge zu machen und man irgendwie nichts Neues mehr mitnimmt, weil plötzlich alles zum Alltag wird, dann fehlt einem irgendetwas und man ist immer öfter einfach nur genervt.
Aber selbst in dieser Zeit lernt man wieder neue Seiten an sich kennen, man erkennt, dass man plötzlich viel mehr Gedult aufbringen kann, oder dass man einen unheimlichen Durst auf bayrisches Bier entwickeln kann (ich war noch nie eine Biertrinkerin, aber auf einmal würde man so einiges dafür geben kühles, prickelndes Bier aus der Flasche trinken zu können!).
Und vor allem lernt man, dass man nicht nur zu Hause, sondern auch hier in England eine Familie hat - nein damit mein ich nicht die Gastfamilie - hier gibt es meist doch noch Vertrauensgrenzen, die man nicht überwinden kann oder auch einfach nicht will - damit meine ich die Freunde die man hier findet (an dieser Stelle danke an euch zwei - wenn ihr es denn lest! Das war eine Liebeserklärung! ;))

Glücklicherweise fängt es jetz auch hier auf der Insel an schöner zu werden, die Sonne lässt sich Blicken, es fällt kein Schnee mehr und die Außentemperatur beträgt 13°C.
Das kam uns am Wochenende z.B. sehr gelegen, denn wir haben uns weiter in den Norden gewagt für einen Trip nach Liverpool (ich als echter großer Beatles-Fan) und nach York (ich als echter Bewunderer gotischer Architektur).
Kurze Zusammenfassung:
Das Hostel in Liverpool war grauenhaft, Schimmel, Brösel und Haare überall (YHA Liverpool?! - Niemals, lasst euch das gesagt sein!). Liverpool eine unheimlich lebendige Stadt, Livemusik wohin man kommt - und damit meine ich wirklich gute Livemusik! Schon allein das Cavern (über 200 Auftritte der Beatles fanden darin schon statt) ist es wert! Wir waren überall wo ein Beatlesfan gewesen sein sollte.
Strawberry Field, Penny Lane, Cavern Club, Beatles Story Museum, Pauls und Johns Birthhouse.
Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen!
Das Hostel in York war einfach genial, eines der ältesten Stadthäuser in York, Deutsche und Schwedische Zimmerkameraden, gotische Architektur wohn man schaut, Gruselgeschichten die kein Ende nehmen, kleine Gassen in denen man sich am liebsten in jedes Cafe setzten wollen würde, Menschen, die sofort mit dir ins Gespräch kommen. Eine so wunderschöne Stadt in die man am liebsten gleich wieder reisen möchte!

Was ich ansonsten die letzten Wochen so angestellt habe? Gute Frage, ich war in Bristol, in Portsmouth, im Jane Austen Museum, in London, ich habe mich in National Trust Häuser geschmuggelt und habe zusammen mit Anna eine Zimtschnecke gestohlen.

Ich hoffe ich komme jetzt wieder öfter dazu von der Insel zu berichten.

Wir lesen uns!

Love,
 Lisa

Donnerstag, 7. März 2013

week 8

2 Monate - 2 Monate und 4 Tage ist es jetzt her, dass ich die Insel betreten habe.
An manchen Tagen kommt es mir vor als wäre es erst gestern gewesen an manchen, als wäre ich hier schon eine halbe Ewigkeit.

2 Geburtstage hab ich hier mittlweile schon miterlebt, und das ganze allein in der letzten Woche!
Anna und Beli, von 8 auf 9 und von 4 auf 5 sind sie gesprungen die zwei Mädls.
Und was bringen Geburstage immer so mit sich? Natürlich! Essen, Essen, Geschenke, Essen, Essen und nochmal Essen.
Kuchen, Cupcakes, Süßigkeiten, Englisches Frühstück, Lieblingsgerichte der Kinder, und und und...
Gestern zum Beispiel, da stand ich den ganzen Nachmittag in der Küche um für zwei Schulklassen Fairy-Cakes zu backen. Fairy-Cakes sind Vanillecupcakes mit pinkem Icing und so viel Glitzer, Zuckerperlen und Metallikspray wie nur möglich oben drauf (die Fragen die sich mir dabei stellten als ich die Küche mit Glitzer überzogen habe - ist es gesund all das Zeug einzuatmen? Und ist es dann erst recht gesund so viel Glitzer zu essen auch wenn auf der Packung eindeutig 'unbedenklich' steht?).
Bereits nach dem ersten Cupcake glitzerten meine Hände von oben bis unten, schließlich fingen auch meine Armen von all dem Glitzerzeug an zu jucken. Und wie das bei mir beim Backen immer so ist schweifen meine Gedanken ab...
- Maaan meine Augen jucken vielleicht plötzlich! -
Ach würde ich manchmal doch nur mitdenken! Ich hatte ziemlich großes Glück nochmal in den Spiegel zu schauen bevor ich die zwei Kleinen von der Schule abgeholt habe. Schade, dass die Engländer Fasching nicht so groß feiern, ich hätte als Glitzerpanda durchgehen können.

Die nächste Essensgeschichte ist wohl etwas anders.
Viele mögen sich vielleicht noch erinnern, dass sie als Kinder immer kleine Geschenktüten von den Kindergeburtstagen mit nach Hause gebracht haben, mit Süßigkeiten, kleinen Geschenken usw.?
Heute im Auto nach der Schule habe ich mit Beli überlegt, was wir ihren Gästen denn mitgeben könnten. Da es ja jetzt bald Ostern ist und Beli ihre Party mit dem Thema 'Rabbit' also Hase gestaltet warf sie den Vorschlag 'Ostereier!' ein. Gar nicht so schlecht Kleine!
Dann wurde es für einen Moment still und Beli überlegte noch einmal, womöglich fiel ihr da doch noch etwas Besseres ein! Ihr Grinsen wurde immer breiter, dann hob sie ganz Viki-mäßig ihren Zeigefinger - 'fried eggs!'
(Spiegeleier!).
Nunja meine Reaktion war lautes Lachen und nichts mehr, das mir daraufhin einfiel.

Eine andere Geschichte die sich so des öfteren Mal im Auto vor der Schule ereignet wenn ich noch in Frieden und Ruhe alleine im Auto warte ist folgende.
Eine viertel Stunde bevor ich aufbrechen muss um die Kids abzuholen muss ich mich daran machen ihre Snacks vorzubereiten (Kleinigkeiten, damit die Kids auf dem Weg nach Hause nicht verhungern - Luxus! Könnt ihr euch erinnern, dass eure Eltern euch jemals irgendetwas Essbares nach der Schule mitgebracht haben? Also ich nicht!). Da jedes Kind allerdings etwas anders mag bzw. nicht mag stellt sich das meist als großes Problem heraus, besondern wenn weder Gebäck, noch Früchte, noch Süßigkeiten im Haus sind.
Die Absolute Notsituation sieht dann so aus, dass ich auf dem Weg noch eben einen Abstecher in den nächsten Supermarkt mache und dort für jeden einen klebrigen Brownie oder eine Packung Shortbread kaufe.
Heute fiel meine Wahl auf ACHTUNG!
'Seriously Nutty Milk Chocolate & Hazlenut Biscuits dipped in Belgian milk chocolate'
Ich mein - wer kann dem widerstehen?! Ich eben nicht! (Meine 'Ich-muss-alles-probiere-Phase' ist nämlich noch keines Falls zu Ende - neinnein!)
Und als ich dann schließlich vor der Schule im Auto saß und die Packung in meinen Händen hielt - noch immer verschlossen - da ging mir plötzlich ein Licht auf!
- Mensch Lisa schau doch mal auf die Stückzahl! -
Da war sie, die magische Zahl! 8!
Denn was ist nämlich 8 Kekse durch 3 Kinder? 2! (Nein? Doch natürlich! Denn wie will man als faires Au Pair bitteschön den Rest, nämlich 2 Kekse, durch 3 Teilen? Richtig! Unmöglich!)
2 Kekse MUSSTE ich also essen um all das wieder auszugleichen und Gerechtigkeit herrschen zu lassen.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es noch 5 Minuten bis zu Beli's Unterrichtsschluss ist. Oh man, keine Zeit zum genießen.
Ich saß also wie Gollum zusammengekauert im Auto über meinen Keks gebeugt, damit mich niemand in diesem erbärmlichen Zustand sieht und verschlang ihn gierig.
Erbärmlich, ja ich denke das trifft es doch ziemlich gut.

Und zum Abschluss erfahrt ihr wie immer meine Pläne für das Wochenende (tut mir leid bei mir wird die Zeit zwischen den Einträgen immer länger), die sich wie immer wahrscheinlich völlig verändern oder wortwörtlich ins Wasser fallen.
Pub - Sushi - Oxford Castle - Basildon Park (wo Stolz&Vorurteil und The Duchess verfilmt worden sind)

Love,
 Lisa



Mittwoch, 27. Februar 2013

week 7

Hallo liebe Leute, es gibt mal wieder ein paar Anekdoten der letzten Woche zu erzählen.


Die aktuellste:
Bei uns gab es gerade Ausnahmesituation, der Bookclub kam und Lucy hats total verpennt - riesen Trubel im Hause K.
Für mich hieß das, noch eben zu Mark&Spencers rauschen um 3 Tüten Chips, Dip, Taccos, Käsestangen undundund zu kaufen. Eigentlich habe ich heute geplant Lucy wegen Liverpool und Schottland zu fragen, ob ich für den Urlaub eventuell ein bis 2 tage frei bekomme, habe jetz allerdings durch all das Durcheinander natürlich vergessen zu fragen. Die Situation kam mir aber trotzdem ganz gelegen, den jetzt hab ich als 'tollstes Au Pair der Welt' einen Stein im Brett. Wurde noch eben allen Buchclubleuten vorgestellt und mein Englisch wurde wieder in dn Himmel gelobt - 'Darf ich fragen wo du herkommst?' - 'Natürlich dürfen sie das, ich komme aus Deutschland' - 'Dein Englisch ist aber unheimlich gut!' - 'Dankeschön!'
Somit hab ich die Situation schließlich gerettet und hoffe auf ein 'Yes' was meine Urlaubsbeantragung angeht.

Anekdote 2:
Mein Englisch wird besser, mein Deutsch gleichzeitig schlechter.
Plötzlich fehlen Wörter, dafür werden neue, nicht existierende Wörter gebildet um die Lücken aufzufüllen.
Aus 'schießen' wird 'schossen', aus 'Paganini' dem Geigenspieler wird 'Panini'.
Das Hirn setzt plötzlich aus.
'Ich schlaf nicht, ich kann nicht! - heeey das reimt sich ja! - oh achja weils 2x 'nicht' ist!'
Man überlegt hin und her und ist plötzlich der Meinung dass Deutsch doch eine besonders komische Sprache ist.

Anekdote 3:
Wie ja auch schon bekannt ist haben die Engländer überall eine Extrawurst, man fährt auf der anderen Seite, zahlt mit anderem Geld und hat andere Steckdosen.
Aber plötzlich trägt man hier auch zwei linke Schuhe (als würde Linksverkehr nicht schon genug sein!), die wollte man mir zumindest verkaufen.
Stellt euch folgendes Szenario vor, eine Frau öffnet zu Hause glücklich ihren Schuhkarton der Schuhe die sie neu erstanden hat zieht einen Schuh heraus und dann auch den zweiten. Die Mundwinkel rutschen langsam nach unten und die Augenbrauen verschieben sich zu einem fragenden Blick.
Egal wie man sie dreht oder wendet, irgendwie bleiben es zwei linke Schuhe die man da vor sich hat.
Den nächsten Tag konnte ich sie Gott sei Dank zurückgeben und trage jetzt stolz neue schwarze echtleder Chelsea Boots - einem rechten und einem linken.

Anekdote 4:
Nunja hiermit nochmal zurück zu dem Linksverkehr. Eigentlich gibt es dabei kein Problem.
Wenn drei Au Pairs in einem Auto dann aber plötzlich auf die Busspur in Zentraloxford geraten und schließlich auch noch auf eine Einbahnstraße - in die falsche Richtung versteht sich - dann hofft man darauf, dass man nicht beobachtet wird.
Da wir allerdings drei Pechvögel sind läuft ein Herr in Blau und WalkieTalkie im Parkhaus auf uns zu.
Kein Polizist aber eindeutig ein Parkhausheini.
'Do you know what you did?' spuckte er mir durchs offene Fenster entgegen. Richtig Wutgeladen schien er mir zu sein.
Ohje, einfach mal auf naiv und dumm stellen.
'Pardon?'
'DO YOU KNOW WHAT YOU DID?!'
'Ahm no sorry, what's wrong?'
'You drove in a ONEWAY LANE! That's all on camera now! ...police...seeeee tomorrow! 60 pounds...licence 3 points!'
Leider verstand man durch seine feuchte Aussprache nur die Hälfte von dem was er uns mitteilen wollte, doch allein die Hälfte war beängstigend genug.
Judith, die am Steuer saß blieb der Mund offen stehen.
Nachdem ich das Fenster wieder geschlossen hatte brach Panik im Auto aus.
'Scheiße'
'Scheiße'
'Jaa scheiße!'
Nachdem wir uns alle gegenseitig einigermaßen wieder beruhigt hatten haben wir die Einbahnstraße nach einer Kamera abgesucht, jedoch nichts gefunden.
Schließlich gingen wir dann noch für ein paar Stunden feiern um den Vorfall zu verdrängen.
Am nächsten Tag musste Judith schließlich alles auch noch ihren Gasteltern gestehen. Jetzt wird sie von allen nur noch lustigerweise 'Criminal Driver' genannt.
Es hieß wenn wir in einer Woche keinen Brief bekommen kommt auch keiner mehr und wir werden in unserem Verdacht bestätigt werden, dass dort wirklich keine Kamera war und uns dieser Blaue Mann in allem was er uns da verklickern wollte gelogen hat.
Bisher hat er das auch, wir geben den lieben Leuten von der Polizei noch zwei Tage, dann atmen wir erleichtert auf.

Anekdote 5:
Und schließlich noch etwas Neues von den Kindern.
Auch hier gibt es oft einmal sprachliche Probleme.
Beli rannte beispielsweise vor ein zwei Tagen im der Küche umher, schreiend nach einem Nussknacker.
'Mummy, Mummy! Where is the Cracknutter??'
Hää, Cracknutter? Täusch ich mich jetzt? Ich dachte es hieße Nutcracker?
'Beli, I don't know where the Nutcracker is!'
Aaah gut, jetzt wurde ich also doch bestätigt. Allerdings bogen Anna und ich uns nun vor Lachen, Cracknutter! Was für ein Wort.
Beli hat auch noch anderes auf dem Kasten.
Letzten Montag ging unsere Waschmaschine kaputt (ja diesen Montag wurde die neue geliefert, nein hier werden keine Waschmaschinen repariert, hier werden nur neue gekauft ;)!) und somit wurde den Kindern eingebläut, dass sie ihre Kleidung sauber zu halten haben.
Leichter gesagt als getan, als Beli dann jedoch eines Tages mit einem sauberen Kleid von der Schule nach Hause kam war ich völlig überrascht.
'But Beli, look at your dress, it's not dirty today!'
'Yeeees and do you know what Lisa?'
'No Beli, what?'
'I spillt some sauce on my dress at lunchtime today and it just disapeared, that's sooooo weird, isn't it?'
'Oh yes it is Beli, that's strange...!'
Innerlich krümte ich mich vor lachen.
Als Beli merkte, dass ich anfange in einem Lachanfall ausbrechen würde fing sie auch an zu lachen. Sie ist momentan etwas von Halsschmerzen geplagt und hat eine relativ raue Stimme, einer Raucherstimme ähnlich.
Als sie merkte, dass ihr Lachen plötzlich unheimlich tief und komisch klingt fing sie gleich noch lauter zu lachen an und hörte gar nicht mehr auf sich über den Ton den sie von sich gab zu wundern und zu amüsieren.

Auch Jamie hat so seine Eigenheiten, wann immer er anfängt seiner Mutter etwas zu erzählen hört sich das folgendermaßen an:
'And Mummy do you know what?'
'No Jamie, what?'
'Yeah but Mummy, ... and do you know what happened then Mummy?'
'No Jamie?'
'... and Mummy do you know what?'
'No Jamie?'
Mein Grinsen wird nach so einer Unterhaltung immer breiter so komisch hört sich das irgendwann an.

Und Anna gab dem ganzen vor ein paar Tagen noch den Rest als sie erklärte wieso sie damals Judo als Wahlfach abgewählt hätte.
'Do you want to know why I'm not doing Judo anymore? This teacher didn't stop slaming me at the floor! He was so mad!'
'But Anna that's the whole point of Judo!!'


Hier habt ihr also Mal wieder einen Einblick in meinen Alltag bekommen, was so alles schief läuft, oder auch nicht, welche Menschen mich hier umgeben und was oder wer mich zum Lachen bringt.

Jetzt werde ich mich allerdings einmal mit meinem Kühlschrank beschäftigen, der seit neuestem nicht nur unheimliche 'uhuuu-Geräusche' von sich gibt, sondern auch ein komisches Knacksen, das mich Nachts rein gar nicht mehr schlafen lässt.
Anschließend werde ich mich noch einer Folge 'Inspector Barnaby' widmen um den Tag englisch ausklingen zu lassen.

Morgen darf ich Jamie bei einem Rugbymatch zusehen und ausschlafen! Was bin ich doch glücklich! ;)

Love,
 Lisa

Dienstag, 19. Februar 2013

week 6

Hallo meine Lieben,

nachdem mein erster Besuch, meine Freundin Susi von mir nach 6 Tagen wieder bei Heathrow abgeliefert wurde, wurde es bei mir in der Wohnung ziemlich still.
Natürlich waren die Kinder wieder aus dem Urlaub zurück, aber das verhindert noch lange nicht, dass ein etwas seltsames Gefühl in einem aufkeimt. 
Der Besuch fliegt wieder ab, man selbst bleibt hier zurück. Denn das hier ist jetzt mein Leben, mein Job und mein Zuhause - zumindest noch für die nächsten 5 1/2 Monate. 
Um nicht alleine in der Wohnung zu versauern haben Judith (Au Pair) und ich kurzerhand unsere 7 Sachen gepackt und sind für einen Tag nach London gefahren - für mich das zweite Mal in dieser Woche (das erste Mal mit Susi: Sherlock Holmes Museum, Victoria&Albert Museum, China Town).
Zuerst führte uns unser Weg zu Harrods, nur um zu gucken, nicht um etwas anzufassen oder gar den Geldbeutel zu zücken. Kugelschreiber 6 Pfund? Die spinnen doch die Engländer! Nachdem wir dort geschlagene zwei Stunden mit offenem Mund und aufgerissenen Augen gaffend durch die Gänge geirrt sind sahen wir endlich wieder Tageslicht.
Und eigentlich war für diesen Tag noch so viel mehr vorgesehen, Camden Town und Fashion Museum zum Beispiel, doch das einzige (und auch das einzig wahre) was für uns an diesem Tag noch in Frage kam war Portobello Street. 
Würde ich nicht genügend Selbstbeherrschung aufbringen können - ich würde alles kaufen!
Antikläden, Flohmarktstände, Plattenverkäufer, Gemüsehändler, Essen aus aller Welt und Fotomotive wohin man schaut. 
Da mein Foto nach den ersten drei Ständen leider den Geist aufgegeben hat und der Akku einfach nicht mehr anspringen wollte, auch nicht für nur ein Foto, gibt es bisher noch nicht sehr viele Eindrücke davon (fordere bald mehr Fotos von Judith an!) und ich musste bei den Plattenhändlern Frustshoppen.
Kategorie: Vinyls 60s
Artist: The Beatles
Album: Rubber Soul
Mein absolutes Lieblingsalbum meiner absoluten Lieblingsband. Vom Stand des ersten Händlers bin ich enttäuscht wieder abgezogen - 45 Pfund, natürlich Erstpressung und das ganze Blabla, schön, kann ich mir trotzdem nicht leisten.
Beim zweiten Plattenhändler hatte ich eindeutig mehr Glück.
'Excuse me, but how much is this one?'
'25 Pounds, a really good album!'
'Yeah I know, it's my favourit one, I mean Rubber Soul is simply amazing! But would it be possible to make the price a bit lower?'
'Aaah well that's always difficult, I can hardly make it cheaper.'
'Hey you said hardly, hardly doesn't mean you can't do anything at all, that means you can do at least something!'
Darauf starrte ich in ein paar Augen die ziemlich ertappt auf die Platte starrten. 
'Ah come on! For a real Beatles Fan! I would buy it if you sell it for 20 Pounds!' 
'Where are you from girl?', grinste er mir fragend entgegen
'Germany, and I would be a really happy german girl if i can go home with the vinyl under my arm today!'
'Alright, 23 Pounds then!'
'21!'
'Nooo 22! Come on that's nothing!'
Plötzlich tauchte hinter mir ein weiterer Verkäufer auf, wahrscheinlich der Kollege.
'Please girl be careful! You make him cry if you try to make him selling it much cheaper!'
'Okok, i'll stop, 22 is fine!'
Der nette Herr mittleren Alters packte mir meinen Kauf in eine wunderbar grüne Tüte und ich spazierte als stolzer Beatles-Fan davon. Meine Lieblingsplatte, Erstpressung, 1965, der wunderschöne junge Paul McCartney starrte mir jedes mal wenn ich mich wieder vergewissert habe ob sie denn noch da ist vom Plattencover entgegen. Für was braucht man noch einen Mann, wenn man eine Beatles Platte kaufen kann? - Ich war wohl das glücklichste Mädchen der Welt in diesem Moment.
Judith hat sich noch eine Vintage-Echtledertasche gekauft um die ich sie seeehr beneide. Sie passt einfach wunderbar auf das Isle of Wight Festival, das wir im Juni besuchen werden.
Ja richtig gelesen, ISLE OF WIGHT, dort kann ich endlich das 60er-Jahre-Gefühl ausleben und Judith ihre neu erstandene Tasche tragen.

Die Platte kommt jedenfalls hinter Glas wenn ich erst einmal meine eigene Studentenbude habe.

Ablenkung gab es dieses Wochenende somit jedenfalls genug. 
Morgen werde ich das erste Mal dieses Jahr wieder in meine Laufschuhe schlüpfen und mir die Seele aus dem Leib rennen, oder wohl eher die überflüssigen Pfunde, die sich im Laufe meiner 'ich-muss-alles-probieren-Phase' hier in England angesammelt haben.

Wir lesen uns nächste Woche wieder,
bis dahin, make love not war!

Love,
 Lisa