Donnerstag, 6. Juni 2013

week 15 - 20

Sechs Wochen, die unheimlich viele Geschichten beherbergen.

Die Mädls und ich waren auf einem der wunderbarsten Konzerte der Erdgeschichte - ja natürlich sagt man das von jedem Konzert sobald man die Halle oder das Konzertgelände verlässt, aber Rudimental rockt! Und wer das noch nicht weiß, der sollte unbedingt mal Probehören!
Extase pur, bei gefühlten 100°C sprangen, sangen und grölten ca 300 Menschen in der O2 Academy. So schnell werde ich das nicht vergessen!

Den Samstag darauf pilgerten wir wieder in die O2 Academy, es schien für uns als hätten wir den einzigen tauglichen Schuppen in ganz Oxford entdeckt. Dieses Mal war Indie-Night mit insgesamt drei DJs die größtenteils unseren Geschmack trafen. Auch der ein oder andere nicht-DJ traf an diesem Abend meinen Geschmack, nur scheiterte es hier an Hörverstehen und Nüchternheit (letzteres nur auf Seiten des männlichen Konversationspartners).
Hey!
Hi!
Would you all like to ... .... ....?
Sorry?
Would you like to ... .....?
Von meiner Seite dieses Mal wieder verständnisloses Kopfschütteln und erneut ein 'sorry?'
Von seiner Seite eine Gestik, er formte mit Daumen und dem Rest der Finger eine Art Loch und führte sie mehrere Male zum Mund. Aaah er will uns zu einem Glas einladen!
Der Rest der Konversation verlief nicht gerade erfolgreicher.
Wh... ...... ....... ... ....?
Sorry?
I asked ... ...... ...... ....?
You want to know where we are from? (wild geraten)
Sorry?
Did you asked where we are from?
Nooo!
Sorry I really can't hear anything of what you're saying!
Sorry?
What exactly did you just say?
- Herrgott kann denn mal jemand diese Musik leiser stellen? -
I have no idea!
Jetzt kam ich alledings nicht mehr mit, er hatte keine Ahnung was er da gerade von sich gab? Interessant!
Ich zog mein Handy, denn langsam wusste ich keinen anderen Ausweg mehr als via Text zu kommunizieren.

Me: So that's why we can't understand you, because you don't have any idea what you are saying?

Er nahm mir mein Handy aus der Hand und versuchte mit wackelnden Fingern einen Text einzutippen, nach ca. 2 Minuten hielt er es mir wieder vor die Nase.

He: It's because I'm not confident.

Alleine drei Mädchen ansprechen und dann nicht selbstbewusst sein? Was war denn mit dem los?

Me: I don't believe that!

Da grinste er mich schief an. Dann standen wir da und glotzen alle vier, bis mir einfiel, dass mal wieder niemand nach dem Namen gefragt hat, war mir egal ob er ihn mir verraten will oder ob er unsere wissen möchte.

Me: By the way, what's your name?

He: Benjamin or Ben if you want to.

Me: Nice, well that's Judith (ich zeigte mit dem Handy auf Judith), that's Anna (ich zeigte mit dem Handy auf Anna) and I'm Lisa.

He: Nice to meet you all.

Schließlich standen wir noch etwa 5 Minuten beinah Schweigend herum bis um 3 Uhr morgens alle nach Draußen mussten, denn Englands Clubs machen dann dicht.
Nett, naja immerhin wussten wir jetz seinen Namen und dass er meint er wäre nicht selbstsicher.
Ungefähr so spielen sich 'Kennenlernszenarien' zwischen Au Pairs und dem jungen männlichen Volke Englands ab. Unlustig und relativ unspannend.


Am selbigen Wochenende fand in Oxford ein Holifestival statt, kein großes spektakuläres, aber immerhin, man kann mit Farbe schmeißen! Reichlich nass und farbig, von Kopf bis Fuß, von den Schuhen bis zur Unterhose kamen wir wieder zu Hause an, überglücklich, denn die Sonne war auf unserer Seite und wie oft hat man schon die Gelegenheit sich Farbe ins Gesicht zu werfen?
Als ich um die Ecke zu meiner Wohnung bog kam mir Jamie und Tom, mein Gastvater entgegen.
Wow Lisa what happened to you?
Oh sieht es denn wirklich so sehr nach Unfall aus?
Ich erklärte ihm, dass ich auf einem Holi/Farbfestival gewesen sei während Jamie die ganze Zeit mit offenem Mund neben uns stand.
Oh really? I've been to a Holifestival too once, when I lived in India for a year. You really shouldn't mind getting wet and dirty all over if you join one.
Wow, das hätte ich ja nicht gedacht, Tom auf einem echten indischen Farbfestival, darum werde ich ihn jetzt wohl auf Ewigkeiten beneiden!
Do you want a cup of tea? Do come in!
Etwa so? Über und über mit Farbe bekleckert und eingestaubt? Ja wieso nicht!
Da saß ich dann also mit Tom und Jamie in der Küche mit blauer Kriegsbemalung im Gesicht, gelb gesprenkelten Haaren und grünen Fingern bei einer Tasse Tee und einem Stück Lemondrizzle.
Ich frage mich noch immer wie Tom ein ernsthaftes Gespräch mit mir führen konnte während er in mein kunterbuntes Gesicht geblickt hat, die englische Höflichkeit ist mir ein Rätsel!

Was gibt es sonst noch so zu erzählen.
Aber natürlich! Mein Onkel und dessen Freundin waren zu Besuch, wenn auch nur für einen Tag. Es war so unheimlich schon wieder jemanden von zu Hause zu sehen und die (ihrer Meinung nach langweiligen) Neuigkeiten persönlich überbracht zu bekommen. Mit dem Linksverkehr hatte mein Onkel zumindest Anfangs so seine Zweifel. Plötzlich fanden sich er und sein Leihauto auf dem Motorway auf der rechten Spur, die er kurzerhand als 'Langsamfahrspur' erklärte und nicht als die eigentliche Überholspur. Der Lastwagen der auf der anderen Spur auf einer sehr schmalen Straße entgegenkommt wird sofort mit einem Panikanfall in 'der fährt in mich rein-fall' eingestuft 'aaaaah was macht der auf meiner Seite?!?!'
Aber nicht nur Onkel und Freundin waren hier.
Meine Eltern statteten mir für eine knappe Woche ebenfalls einen Besuch ab! Gott was hab ich mich darauf gefreut. Erst jetzt merkt man wie sehr man doch an seiner Familie hängt. Sicher, man ist unabhängiger, selbstständig, endlich 'erwachsen' geworden. Aber die Familie bleibt wohl immer ein Stück Zuhause.
Die meiste Zeit schien die Sonne (bis auf London das durften sie ganz klassisch im Regen erleben).
Zu mir muss man wissen dass ich immer eher heule wenn ich mich über etwas ganz unheimlich freue und nicht wenn ich traurig bin oder ähnliches. So versuchte ich also am Tag der Ankunft meiner Eltern ganz entspannt mit meinem Costa-Takeaway-ChaiLatte am Arrival-Gate zu stehen und mich an meinem Pappbecher zu klammern um nicht vor Freude tot umzufallen. Leider hatte ich immer wieder kleine negative Hintergedanken, den einen Abend bevor ich nach Stansted aufgebrochen bin kam von meiner Gastmum noch eben eine SMS
'du arbeitest jetzt aber schon wenn deine eltern kommen oder hab ich das falsch verstanden?'
MOMENT! Arbeiten, wenn meine Eltern kommen? Wieso sollten dann meine Eltern kommen, wenn ich wieder den ganzen Tag keine freie Minute hab?
'nein du hast mir doch damals für alle termine frei gegeben die ich dir genannt hab, da war der für den besuch meiner eltern auch dabei, aber wenn du möchtest kann ich die kinder morgen zur schule bringen und vormittag auch noch alle arbeit erledigen, das gleiche gilt für freitag'
denn ich wollte ja mal nicht so sein! Das hat sie schließlich auch in Anspruch genommen, aber meine Güte, wo steckt da der Sinn dahinter, arbeiten wenn ich schon seit 5 Monaten arbeite und ich gern mal meine Familie wieder sehen würde? Manchmal scheint mir die Verplantheit meiner Gastmum ziemlich auf die Nerven zu gehen.
Als dann also meine Eltern ankamen musste ich mir gehörig die Tränen verdrücken, denn schon allein wieder jemanden bayrisch reden zu hören, das treibt einem das Wasser in die Augen! Papa hat Bier mitgebracht, Mama frisches Bauernbrot vom Bäcker, noch dazu wurde mir die neue NEON-Ausgabe in die Hand gedrückt. Ach wie schön, ein kleines Stück Zuhause!
In meinem englischen Zuhause angekommen hat schon das nächste Hinderniss auf uns gewartet, die Besitzer des Pubs in dem mein Dad und mein Bruder übernachten sollten sind sang und klanglos verschwunden, am Telefon war niemand zu erreichen und keine Menschenseele wusste wieso das Pub geschlossen hatte. Das erste was also erledigt wurde war eine neue Unterkunft zu suchen, so ganz oldschool, herumfahren und fragen! Meine Familie war völlig begeistert von der Hilfbereitschaft der Engländer und schließlich haben wir eine wunderbare Unterkunft für nicht mehr als 10 Pfund mehr pro Nacht gefunden, was eine ziemliche Herausforderung in Oxfordshire darstellt!
Wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander, Oxford, London, Dorchester, zwei Herrenhäuser des National Trusts, Henley on Thames, ein englischer Flohmarkt (bei deim ich doch glatt meine zweite Beatlesplatte abgestaubt habe!), Fish&Chips, Cider, und noch vieles mehr habe ich ihnen vorgesetzt und ausnahmslos alles (bis auf das englische Bier das uns meine Gasteltern netterweise geschenkt haben und ich selbst nicht mag) fand alles großen Anklang bei meinen Eltern.
So ganz unter uns, ich bin so erleichtert, dass sie nun endlich verstehen wieso ich mich so in dieses Land verliebt habe und es jetzt als meine zweite Heimat bezeichne!
Meine Mum möchte unbedingt wieder kommen, was ich ihr als ihre auserwählte Begleiterin und Übersetzerin mit Sicherheit nicht ausschlagen werde. England kann in Zukunft sowieso öfter mit mir rechnen!

Was auch noch erzählt werden muss. Wir waren in Schottland! Edinburgh und Loch Ness darf ich nun auch stolz in mein Fotoalbum kleben.
Gott was ist Edinburgh schön! Beeindruckende Architektur, nette Menschen, der Whisky ist angeblich gut (was auch immer wir da bestellt haben war es nicht!), das Hostel einfach toll (Caldonian Backpackers meine Lieben!!), die Sehenswürdigkeiten und kostenlosen Führungen/Eintritte etc. einfach megapraktisch, die Stadt ohne öffentliche Verkehrmittel wunderbar zu Fuß erkundbar, die Ghostwalks das Geld wert und das Elephant House - ja was soll ich sagen, ich weiß wieso J.K. Rowling es zu ihrem Stammcafe auserkoren hat, die heiße Bounty Schokolade, die solltet ihr unbedingt probieren! In jedem Tisch in diesem Cafe sind kleine Schübchen in denen Papier und Stift versteckt ist, also los, schreib deine eigene Geschichte!
Mit dem Bus ging es dann 4 Stunden nach Inverness, übermannt von der Müdigkeit (die sich auch wie ein roter Faden durch den Rest der Reise gezogen hat, gekoppelt mit Kreislaufproblemen - nein wirklich, ich wusste nicht dass einem 3 Tage durchgehend übel sein kann, jetzt allerdings schon!) liefen wir durch die eher verlassene Stadt. Wenn man auf Schottlands Landkarten schaut dann denkt man sich ja schon, dass es eher dünn besiedelt ist, aber dass es so schlimm ist hätten wir ja nicht gedacht. Von Inverness wären es ca 8 Meilen zum Loch Ness, aber dass da mal durchgehend für Rucksacktouristen ein Bus gehen würde? Denkste! Lasst euch eins gesagt sein, wollt ihr stressfreien Urlaub, mietet euch ein Auto (zumindest wenn ihr länger als 2 Tage in den Highlands bleiben wollt), ansonsten ist es machbar, aber wehe jemand verirrt sich auf dem Busfahrplan!
Von einem Bus in den nächsten stürmten wir am Monat schließlich von Urquart Castle am Loch Ness mitten im Nirgendwo in den Highlands nach Oxford und somit nach Hause (Zwischenstopps: Loch Ness Urquart Castle - Inverness - Edinburgh Bus Station - Edinburgh Train Station Bus Station - Edinburgh Airport - Flieger nach Gatwick (puh das war knapp, gerade so geschafft) - London Gatwick Bus Station (wiederrum, ganz schön knapp, die bösen Blicke des Fahrers liesen uns das auch merken) - Oxford Thornhill Park&Ride - mit dem Auto nach Hause - Bett (3 Uhr Morgens)
Um 6.30Uhr morgens rief mein Wecker mich wach  'Lisa verdammt nochmal, überwinde deinen inneren Schweinehund und deine mordsmäßige Übelkeit! Jetzt wird nicht mehr geschlafen, die Kinder müssen schließlich in die Schule! Scheißegal wie du die Augen offen halten willst, das interessiert jetzt keinen!'
Aber was soll ich sagen, all das, die Übelkeit, die Müdigkeit, der Stress und der Zeitdruck, das war es wert, allemal!

Die liebe Anna (nicht mein Gastkind, sondern das Au Pair) hatte in den 6 Wochen ihren 20. Geburtstag (ja diese zwei Ziffern werden mir hier in England auch noch zum Verhängnis), gefeiert wurde das nicht nur mit einem Mädlsabend bei dem uns Judiths Freud (zu der Zeit auch zu Besuch) gütigerweise beiwohnen durfte, sondern auch mit einem Besuch im Harry Potter Filmstudio! Auch hier lasst euch gesagt sein, die 29 Pfund, die sind es wert! Was für ein Spaß in der Winkelgasse zu gehen, die Mützen im Souveniershop aufzusetzen und Minutenlang darauf zu warten, dass der Sprechende Hut nun endlich dein Haus verkündet! In der großen Halle zu stehen, um ein ziemlich imposantes Model von Hogwarts zu spazieren und all die Special Effekts zu durchschauen! Ein riesen Spaß! Wenn ich das jetzt so schreibe, dann bekomm ich gleich wieder Lust mir einen Harry Potter Film reinzuziehen, denn wie heißt es noch so schön? Hogwarts will always be there to welcome you home!

Von den Geschehnissen die nun schon etwas zurück liegen zu denen der letzten Tage.
Seit einer Woche mache ich nun schon extrem-Mappengestaltung, denn so eine Design-Bewerbung erledigt sich ja nicht von selbst. Sicher wäre sie um einiges besser geworden wäre ich stressfrei zu Hause gesessen, aber ich wusste worauf ich mich hier einlasse (dachte ich zumindest). Einfach ist es nicht alle Bewerbungen von einem anderen Land aus zu verschicken (vergesst mir ja die Unterlagen und beglaubigten Zeugnisse nicht, ihr, die Generation-Au-Pair-2014!), aber trotzdem machbar, plant nur genug Zeit ein, denn so ein Au Pair Aufenthalt verändert euch und plötzlich seid ihr euch so gar nicht mehr sicher was ihr denn nun mit dem Rest eures Lebens anstellen wollt.

Vorgestern und Gestern kamen dann auch schließlich unsere Festival- und Fährentickets an. An dieser Stelle ein lauter Freudenschrei! Isle Of Wight wir kommen! Summer Of Love! Sex, Drugs & Rock'n'Roll! Make Love Not War! Peace! Whatever! Ein gelungener Abschluss unseres Au Pair Aufenthalts ist vorprogrammiert! Dürfen wir nur noch hoffen, dass die Wettervorhersagefuzzis sich nicht gehörig mit ihrem Sonnenschein getäuscht haben!
Jetzt fehlt uns nur noch ein Zelt!

Dieses Wochenende geht es nochmal nach London um auf der Portobelloroad noch Festivalgerechte Vintagesachen abzustauben (für Anna leider der letzte Londonbesuch, denn in 17 Tagen geht es für sie nach Hause, bei Judith und mir ist es noch exakt ein Monat mehr) und auf einen endgültigen Festivalshoppingtrip bei Asda und Poundland! Unser Motto, können wir das mit einem sehr kleinen Budge schaffen? - Jo wir schaffen das!

Und langsam, liebes Deutschland, dürft ihr euch jetzt darauf einstellen, dass ich bald wieder zurück bin, wenn also jemand ein ziemlich verwirrtes, rothaariges, weibliches Geschöpf sieht, das verkehrt herum in den Kreisverkehr fährt, dann bin das ich! Und bitte, habt etwas Nachsicht mit mir!

In diesem Sinne,
wir lesen uns!

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